Ein Ausflug nach Rushford.

24 August 1867

Auf das Ersuchen eines Freundes sagten wir ihm letzten Mittwoch unsere Begleitung mit einem Ausflug nach der nagelneuen Stadt Rushford, dem jetzigen Endpunkt der Südlichen Minnesota Eisenbahn, zu. Rutherford liegt ca. 33 Meilen von La Cross in der nordöstlichen Ecke von Fillmore County Minnesota, ganz zwischen Hügeln drin, aber das That ist groß genug, um eine ordentliche Stadt dazu aufzustellen. Der Ort ist erst seit zwei Jahren bekannt, seitdem man wußte, daß die Eisenbahn dort vorbei kommen musste; in der That waren vorher nur einige Fahrerhäuser dort gestanden, allein ein spekulativer Kopf legte schnell eine "Stadt" an, als er die Eisenbahnpfeife zu hören glaubte, d.h. er steckte die Straßen nach den vier Himmelsgegenden ans und ließ das Land in Bauplätze einteilen, und jetzt hat der Ort schon über hundert Häuser und ca. 1000 Einwohner. Es sind schon zwei Hotels da, eine Anzahl Stores und darunter einige recht ansehnliche, nebst einem Dutzend Wirtschaften, die den stolzen Namen "Salons" fuhren. Auch die Handwerker sind schon meistens vertreten, wie man uns mitteilte, nur an einem Bäcker fehlt es noch und die Hausfrauen müssen daher das Brod selbst backen. Die Herren Riede und Pfäfflin errichten eine Brauerei, um die Bevölkerung mit dem deutschen Nationalgetränke zu versehen und sie haben dazu einen hübschen Platz ausgesucht. Hölzerne Hütten nach der bekannte amerikanische Schablone, 10 bei 12, 12 bei 16 oder gar 16 bei 20 werden Tag für Tag aufgeschlagen, und ein Geschäft um das andere wird eröffnet und so entsteht wieder ein neue amerikanische "Stadt", mit denen es geradeso geht, wie bei dem Menschen, wenn er geboren wird, man weiß nicht, ob er groß wird oder klein bleibt.

Die Bevölkerung ist größtenteils von der nordländischen Race, der "flachshärrigen Norweger", die das Land rings herum auch meistens bebauen und bewohnen. Selbstverständlich sind einige Amerikaner da, die den Ton and die Form angeben, denn wo eine neue Stadtausgelegt wird, da ist ein amerikanischer Spekulant dabei - alle Mal, sagt der Berlins. Deutsche sind erst ein halbes Dutzend da und merkwürdiger Weise ist keiner davon Saloonhalter! die "Flachshärigen" monopolisieren hier noch diesen sonst ganz deutschen Geschäftszweig. Herr Colman von hier halt daselbst eine "Tumber"-Ablage und versieht die Stadt und Umgegend mit den notwendigen Brettern.

Westlich von Rushford befindet sich eine außerordentlich reiche Farmergegend. Meilen und Meilen weit, wo weit das Auge nur reichen kann, reiht sich Farm an Farm und einen bessern, ergiebigern Boden, als Fillmore County aufzuweisen ht, ist nirgends in den Ver. Staaten zu finden.Die südliche Minnesota Eisenbahn ist bis jetzt bloß einige Meilen über Rushford hinaus gradiert und die Züge der Bahn laufen nur bis zu diesem Ort. Rushford wird daherdiesen Herbst einer der belebtesten kleinen Plätze des ganzen Westens werden, denn die Farmer muß auf fünfzig und hunderte Meilen weit mit ihren Fruchten dahin auf den Markt kommen; man schätzt zwei Millionen Bushel Weizen, als das Erträgnis der Ernte in dieser Gegend. ...

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